Häufig beginnen die Erzählungen über meine Patienten in etwa so: "Mein Pferd leidet an akuter Hufrehe, die Rotation liegt schon bei 13°! Kann man da noch etwas machen?".
Viele nehmen den Schweregrad der Rotation oder Senkung des Hufbeines als Maßstab für die Heilungschancen der Rehe und sind bei hohen Zahlen entsprechend verzweifelt und schockiert. Genau deshalb ist es immens wichtig, dass man eine Hufbeinrotation oder auch eine Senkung des Hufbeines richtig in das Krankheitsbild der Hufrehe einordnet. Nur so kann deren Bedeutung richtig erfasst werden!
Kurz: Was ist eigentlich eine Hufbeinrotation bzw. Hufbeindrehung?
Die Stärke einer Hufbeinrotation
misst sich daran, wie weit sich das Hufbein von der Kontur der Hufwand
entfernt hat. Als Grundlage für die Beurteilung dient also einerseits
der Hufbeinwinkel (= Winkel zwischen der dorsalen Fläche des Hufbeines
zum Untergrund) und der Hufwinkel (= Winkel der dorsalen Hufwand zum
Untergrund). Je weiter sich das Hufbein also von der Hufwand entfernt,
umso größer wird die Differenz zwischen diesen beiden Winkeln. Eine
solche Veränderung kann einerseits durch den Zug der tiefen Beugesehne
verursacht werden, dann verschiebt sich das Hufbein gegenüber dem Kron-
und Fesselbein (sog. phalangeale Rotation). Im Falle der Hufrehe
liegt die Ursache jedoch in der Beschädigung der Struktur zwischen
Hufbein und Hufwand (= Hufbeinträger), so dass es zu einer Abtrennung
der letzteren kommt (sog. kapsuläre Rotation).
Der Übergang zur Hufbeinsenkung:
Bei der Senkung des Hufbeines
bleibt die Parallelität zwischen dem Hufbein und der Hufwand anders wie
bei einer Rotation erhalten. Hier vergrößert sich jedoch der Abstand
zwischen dem Hufbein und der Hufwand. Übersteigt dieser Abstand eine
Länge von 18 mm spricht man allgemein hin von einer Hufbeinsenkung. Bei einer Senkung ist es folglich in allen Teilen des Hufbeinträgers zu einer Trennung zur Hufwand gekommen.
Eigentlich ist es also die Frage nach dem Huhn oder dem Ei:
War die Hufrehe
zuerst da oder die Rotation bzw. Absenkung? Ihr denkt vielleicht, dumme
Frage, ist es doch allgemein bekannt, dass die Entzündungsvorgänge bei
einer akuten Hufrehe erst die Rotation und/oder Hufbeinsenkung auslöst, die Rehe
also zuerst da gewesen sein muss. Warum aber seid ihr euch da sicher?
Man findet z.B. Rotationen und Absenkungen des Hufbeins auch bei
Fehlstellungen wie den Bock- oder auch Zwanghufen, egal ob genetisch
bedingt oder durch eine falsche Hufbearbeitung/einen falschen
Hufbeschlag ausgelöst. Es geht also auch ganz ohne Hufrehe. Wollen wir uns also einmal anschauen, wie genau die Hufrehe für eine Senkung oder Rotation des Hufbeines sorgen soll: Bei der akuten Hufrehe
sollen die Entzündungsvorgänge den Hufbeinträger, die Struktur zwischen
Hufbein und Hufwand, zerstören. Der Hufbeinträger besteht aus vielen
Lamellen und hält das Hufbein in der richtigen Position. Man kann sich
diese Lamellen in etwa wie einen Klettverschluss vorstellen. Sind diese
Lamellen zerstört, ist das Hufbein "frei" und kann rotieren oder sinken.
Würde dies stimmen, dann wäre es doch logisch, dass sich die Rotation
oder Senkung nicht mehr rückgängig machen lässt. Wie Röntgenbilder von
Pferden, die eine Hufrehe
überstanden haben, jedoch zeigen, kann sich eine Rotation oder Senkung
wieder vermindern. Der Hufbeinträger fängt sich also wieder an neu
aufzubauen, sobald die akute Entzündung abgeheilt ist. Das muss
bedeuten, dass das Hufbein bei wieder intaktem Hufbeinträger auch wieder
in die richtige Position kommt. Das kann aber nicht funktionieren, wenn
die Rotation bzw. Senkung überhaupt erst durch die Zerstörung des
Hufbeinträgers durch die Entzündung möglich wird, denn dann müsste das
Hufbein ja auch während der Entzündung wieder in die richtige Position
kommen, da die "Bewegung des Hufbeines " ja nach dieser Theorie nur
durch die Entzündung überhaupt zustande kommen kann. Warum kann das
Hufbein also trotzdem wieder in die richtige Position kommen? Es
erscheint mir logisch, dass das Hufbein nach der Hufrehe durch eine richtige Hufbearbeitung,
also durch eine richtige Stellung des gesamten Hufes, wieder in die
richtige Position kommt. Somit bewegt sich nämlich auch nicht das
Hufbein selbst beim Vorgang einer Hufbeinrotation oder -senkung,
sondern die äußere Hornkapsel des Hufes. Nicht das Hufbein entfernt
oder dreht sich von der Hufwand ab, sondern die Hufwand entfernt sich
vom Hufbein. Ist die Hufbearbeitung
also fehlerhaft, indem z.B. die Zehe zu lang ist, vergrößert sich der
Abstand zwischen Hufbein und Hufwand logischerweise, so dass die
Hornkapsel nicht mehr im richtigen Winkel zum Hufbein stehen kann. Durch
diese Verschiebung entsteht schließlich die Entzündung, sprich die Hufrehe.
Für diesen Ablauf spricht, dass man die Prozesse der Rotation und
Senkung mit einer richtigen Hufstellung umkehren kann. Und genau deshalb
ist bei einer akuten Hufehe auch die lokale Hufbearbeitung
so immens wichtig, denn es gilt die Rotation bzw. Senkung nicht noch zu
verschlimmern und dem Huf wieder die korrekte Stellung zu geben!
Mehr Infos rund um Hufrehe gibt es hier: Klick hier!
Hufrehe ist ein Thema, was alle angeht, denn jedes Pferd, gleich ob jung oder alt, dick oder dünn, während oder außerhalb der Weidesaison kann an Hufrehe erkranken.
Dienstag, 26. Juli 2016
Donnerstag, 14. Juli 2016
Vorbeugung ist das A & O bei Hufrehe!
Leider ist es nun einmal so, dass Pferde, Ponys und Esel die einmal eine Hufrehe erlitten haben, häufig immer wieder davon betroffen sind. Die richtige Vorbeugung spielt also bei Hufrehe eine sehr wichtige Rolle und kann nicht nur unseren Vierbeinern vieles ersparen!
Wie wir ja wissen, gibt es ganz unterschiedliche Ursachen für Hufrehe, wie wir aber auch wissen, handelt es sich bei der Hufrehe generell um eine Entzündung der Huflederhaut. Im akuten Schub ist die Aufgabe der Kräuter also die Entzündung zum Stoppen zu bringen. Es sind demnach entzündungshemmende und durchblutungsregulierende Kräuter gefragt. Darüber hinaus ist es natürlich im akuten Stadium auch ratsam den Stoffwechsel allgemein anzukurbeln, so dass wir die körpereigene Entgiftung fördern. Alles Punkte, die auch für eine Vorbeugung "kontrolliert" werden müssen. Die Kräuter, die uns also im akuten Stadium helfen die Rehe zu bekämpfen, helfen danach logischerweise auch erneuten Schüben vorzubeugen, in dem sie verhindern, dass ein erneutes Ungleichgewicht bzw. eine Entzündung entstehen kann.
So weit so gut. Nun liest man aber häufig, dass Kräuter allgemein nur kurweise gefüttert werden dürfen. Manchmal heißt es dabei, dass es sonst schädlich wäre oder dann wiederum dass ein Gewöhnungseffekt stattfindet. Einen Gewöhnungseffekt kann man jedoch ganz simpel ausschließen: Erstens werden Kräuter auch beim Menschen eingesetzt und hier spricht keiner von Gewöhnung. Warum sollte es beim Pferdeorganismus anders sein wie beim Organismus von uns Menschen? Es werden ja schließlich auch die gleichen Kräuter eingesetzt. Oder kennt ihr z.B. eine Brennessel die speziell für Menschen wächst und eine spezielle "Pferdebrennessel"? Und zweitens, habe ich in meiner mittlerweile jahrelangen Praxiserfahrung noch keinen Fall erlebt, wo die Kräuter plötzlich weniger bzw. nicht mehr gewirkt hätten. Und was die angepriesene schädliche Wirkung betrifft, so tritt diese auch nicht plötzlich ein. Wenn ein Kraut für ein Pferd schädlich ist, dann ist dieses Kraut von Beginn an schädlich, unverträglich bzw. giftig. Und solche Kräuter werden natürlich grundsätzlich nicht gefüttert!
Ist der akute Reheschub also erfolgreich besiegt, gehören die Ergänzungen trotzdem weiterhin auf den täglichen Futterplan, um dieser schlimmen Erkrankung keine neue Chance zu geben!
Wie wir ja wissen, gibt es ganz unterschiedliche Ursachen für Hufrehe, wie wir aber auch wissen, handelt es sich bei der Hufrehe generell um eine Entzündung der Huflederhaut. Im akuten Schub ist die Aufgabe der Kräuter also die Entzündung zum Stoppen zu bringen. Es sind demnach entzündungshemmende und durchblutungsregulierende Kräuter gefragt. Darüber hinaus ist es natürlich im akuten Stadium auch ratsam den Stoffwechsel allgemein anzukurbeln, so dass wir die körpereigene Entgiftung fördern. Alles Punkte, die auch für eine Vorbeugung "kontrolliert" werden müssen. Die Kräuter, die uns also im akuten Stadium helfen die Rehe zu bekämpfen, helfen danach logischerweise auch erneuten Schüben vorzubeugen, in dem sie verhindern, dass ein erneutes Ungleichgewicht bzw. eine Entzündung entstehen kann.
So weit so gut. Nun liest man aber häufig, dass Kräuter allgemein nur kurweise gefüttert werden dürfen. Manchmal heißt es dabei, dass es sonst schädlich wäre oder dann wiederum dass ein Gewöhnungseffekt stattfindet. Einen Gewöhnungseffekt kann man jedoch ganz simpel ausschließen: Erstens werden Kräuter auch beim Menschen eingesetzt und hier spricht keiner von Gewöhnung. Warum sollte es beim Pferdeorganismus anders sein wie beim Organismus von uns Menschen? Es werden ja schließlich auch die gleichen Kräuter eingesetzt. Oder kennt ihr z.B. eine Brennessel die speziell für Menschen wächst und eine spezielle "Pferdebrennessel"? Und zweitens, habe ich in meiner mittlerweile jahrelangen Praxiserfahrung noch keinen Fall erlebt, wo die Kräuter plötzlich weniger bzw. nicht mehr gewirkt hätten. Und was die angepriesene schädliche Wirkung betrifft, so tritt diese auch nicht plötzlich ein. Wenn ein Kraut für ein Pferd schädlich ist, dann ist dieses Kraut von Beginn an schädlich, unverträglich bzw. giftig. Und solche Kräuter werden natürlich grundsätzlich nicht gefüttert!
Ist der akute Reheschub also erfolgreich besiegt, gehören die Ergänzungen trotzdem weiterhin auf den täglichen Futterplan, um dieser schlimmen Erkrankung keine neue Chance zu geben!
Abonnieren
Posts (Atom)