Hallo
allerseits, an
dieser Stelle möchte sich auch mal ein alter Veteran zu Wort melden.
Hoffentlich findet ihr das, was ich euch zu erzählen habe, genauso spannend wie
die Geschichten von all den Jungspunden…;-)
Erstmal
zu mir. Ich bin der alte Freiherr, ein Hannoveraner Wallach edelster Güte und 28
Jahre alt. Jahrelang war ich auf allen kleineren und auch etwas größeren
Turnierplätzen der Republik unterwegs und sprang über alles, was mindestens 1,40
m hoch war… bis ich Rentner wurde. Das war schon vor einigen Jahren und ich
glaube, das habe ich mir auch redlich verdient. Seitdem kümmere ich mich um die
bereits oben erwähnten Jungspunde und bringe ihnen erstmal ein paar Manieren
bei. Macht ja sonst keiner. Verhätschelt und vertätschelt werden sie, die
kleinen Pferdemädchen und Pferde Jungs. Die Körper schon hochgewachsen und
kräftig, im Kopf nur Flausen und mal was einstecken können sie auch nicht mehr.
Immer ist sofort jemand da, der den kleinsten Kratzer, den man sich beim
Kräftemessen nun einmal holen kann, einschmiert und den Kleinen tröstet. Pfff…
so was gab es bei uns damals nicht. Aber gut, so sind die Zeiten heute nun mal.
Es macht mir ja auch wirklich einen Heidenspaß mit ihnen zusammen zu sein. Der
große Onkel bin ich für sie. Und was habe ich ihnen schon alles beigebracht.
Richtig flirten zum Beispiel. Das hatte meine Generation noch viel besser
drauf. Heute rennen sie den großen schlanken Pferdemädchen mit dem edlen
Stammbaum ja nur so hinterher, und heulen mir dann die Ohren voll, wenn sie
einen Korb, naja – eher einen Tritt bekommen...
Aber
genug jetzt – erzählen möchte ich von etwas anderem. Kurz nachdem ich in Rente
ging und mein Leben auf der Weide verbrachte, fingen die Zipperlein an.
Geritten wurde ich nur noch selten, mal ein kleiner Ausflug in den Wald, das
war‘s. Aber ich hatte die großen Weiden und Wiesen unter meinen Hufen und ich
war der Hausherr, also eigentlich genug Bewegung für einen Rentner. So ganz gut
waren meine Knochen sowieso nicht mehr. Aber eines Tages, von jetzt auf gleich,
haute es mich total um. Ich hatte wahnsinnige Schmerzen in den Beinen und in
meinen Vorderhufen und konnte meine Box am Morgen überhaupt nicht verlassen.
Nix ging mehr. Ich legte mich ins Stroh und war wie betäubt von den Schmerzen.
So etwas hatte ich noch nicht erlebt. Einige der jungen Hüpfer, die morgens
immer als erstes aus dem Stall rennen und mich dann triumphierend angucken wenn
ich langsamer bin, kamen zurück um nach mir zu schauen. All das habe ich gar
nicht richtig registriert!
Dann
ging alles ganz schnell. Der Tierarzt kam und sagte: massive Hufrehe, ob wir
den noch durchbringen??? Ich spürte diese vielen Fragezeichen förmlich!! Sofort
bekam ich viele Medikamente, Pülverchen und Infusionen. Na, immerhin versuchten
sie wenigstens, mich durchzubringen…entschuldigt meinen Galgenhumor – aber wer
einmal durch diese Hölle gegangen ist, die Hufrehe heißt, wird mich verstehen.
Zu meinem Schrecken wurde mir auch mein Hafer komplett gestrichen. Das hatte
ich bestimmt dem neuen Futtermeister zu „verdanken“, der macht immer mal so
komische neue Sachen, das war mir schon vor einigen Wochen mal aufgefallen.
Egal, Appetit hatte ich sowieso nicht, aber mir ging’s hier ums Prinzip. Meinen
Hafer habe ich schließlich schon immer bekommen. Zur Strafe ignorierte ich den
jungen Mann ein paar Tage. Durch die ganzen Medikamente ging es mir tatsächlich
ein wenig besser, die Schmerzen ließen nach aber ich fühlte mich noch immer
matt und schwach. So vergingen ein paar Wochen in denen ich durch Hochs und Tiefs
ging. Mal war es besser, dass ich sogar auf ein eigens für mich abgetrenntes
Stück Weide durfte, dann ging wieder gar nichts und die Schmerzen kamen wieder.
Meine Füße fühlten sich auch immer wieder ganz heiß an.
Meine
Krippe war abends immer noch leer. Das kam ja noch dazu. Alles um mich herum
mampfte genüsslich nur ich starrte ins Leere. Goliath, mein Kumpel rechts neben
mir in der Box hatte Mitleid und ließ immer Mal ein paar Haferkörner aus seinem
Maul in meine Box krümeln. Lieb gemeint aber was sind schon ein paar einzelne
Körnchen?
Aber
dann Freunde, ging es plötzlich steil bergauf mit mir. Es fing damit an, dass
ich abends wieder etwas in meine Krippe bekam. Ich staunte nicht schlecht, als
mir Gregor, der Futtermeister, einen Eimer mit einer ganz exotisch anmutenden
Mischung in meine Krippe schüttete. Aber vorher gab es noch etwas anderes für
mich. Er hielt mir seine Hand hin und ich vermutete, dass er ein Stück Brot
oder einen Apfel für mich hatte. Ich irrte mich, es waren kleine weiße
Kügelchen, man sagt auch Globuli dazu (ich bin mittlerweile etwas bewandert in
dieser Richtung…;-)), die er mir vor die Nase hielt. Ganz viele! Was soll ich
denn damit??? Fragend schaute ich ihn an. Er lachte und steckte sie mir
kurzerhand einfach unter meine Lippen. Schlitzohr – aber das machte er schon
richtig so. Hätte ich doch nie probiert sowas. Mit 28 Jahren irgendwelche
neumodischen Kügelchen fressen – der alte Freiherr doch nicht! Gregor gab mir
die Globuli 2 x täglich.
Das
Beste aber waren die Sachen in meiner Krippe. Kräuter für Pferde bei Hufrehe und das Nehls
Pferdefutter Rehe wie Gregor jedem erzählte, der fragte. Und viele fragten,
denn mir ging es von Tag zu Tag besser. Die Schmerzen wurden weniger, das Laufen
tat nicht mehr so weh und ich fühlte mich wieder viel besser. Jeden Abend
freute ich mich auf meine gefüllte Krippe. Ich schaute mal genauer ins Regal
und da standen die Tütchen von Frau Nehls für mich, meinen Namen hatte Gregor
extra dick darauf geschrieben. Eine geile Mischung!! Upps, sorry für diese Ausdrucksweise, ist
nicht meine Art aber ich bin so glücklich Leute, dass ich jedem von Euch nur
wünschen kann, einen Gregor als Futtermeister zu haben. Oder zu Frau Nehls zu
gehen. Die würde ich auch mal wirklich gerne persönlich kennenlernen, da würde
ich nochmal meinen ganzen Charme ausprobieren….;-)
Gut
gelaunte Grüße vom alten stolzen Freiherrn!
Bleibt
sauber!
P.S.:
Die Medikamente verschwanden irgendwann aus meiner Krippe, die Kräuter bekomme ich jedoch weiter, damit ich auch weiterhin so gut zu Fuß bleibe. Gregor und ich sind
jetzt ziemlich beste Freunde und ich bin fast so schnell wie früher… und natürlich immer noch
Chef der Weiden!
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