Freitag, 12. Dezember 2014

Max hat Hufrehe...




Hallo, hier sind Max und Moritz, von Hause aus Haflinger und zwei richtig lustige Kerlchen. Wir wohnen im wunderschönen Bayern und fahren die Urlauber mit einer Kutsche durch unsere schöne Landschaft. Die sitzen dann hinten und machen immer Fotos von den Bergen. Manchmal müssen wir auch mittendrin anhalten und dann steigen die aus und machen wieder Fotos. Besonders schlimm sind die, die aus Japan kommen. Die haben immer ne richtige Ausrüstung zum Fotografieren dabei und seit Neuestem so flache Dinger, die aussehen wie kleine Fernseher. Am Ende der Fahrt machen sie meistens noch ein Foto mit uns drauf. Manchmal setzen sie uns dann den Hut vom Hubert auf unsere Ohren und lachen sich tot. Naja….wir machen den Spaß mit und unsere Fotos hängen bestimmt schon in ganz vielen japanischen Wohnzimmern…
Nach der Kutschfahrt bekommen wir vom Hubert, unserem Kutscher, immer eine riesengroße Portion Hafer mit Müsli und altem getrockneten Brot und danach geht’s zum Ausruhen auf unsere saftigen, grünen Wiesen hinterm Hof. Maja, die Tochter vom Hubert, schimpft immer mal mit ihrem Vater, wir seien zu dick und würden bestimmt mal krank von dem vielen Hafer. Zum Glück hörte Hubert nicht auf Maja. Er sagte nur, dass er alle seine Pferde schon immer so gefüttert hat und sein Vater auch und der davor auch. Und dass er doch keine „Hungerhaken“ vor der Kutsche haben möchte, was sollen denn die Urlauber denken…!

Und dann wurde Max plötzlich krank. Er stand eines Tages ganz krumm auf der Wiese und bewegte sich nur noch wie in Zeitlupe. Ich ging zu ihm. Er hatte ganz schreckliche Schmerzen in den Beinen und seine Füße waren heiß. Ich war froh, als es Abend war und Hubert kam, um uns in den Stall zu bringen. Aber das war gar nicht so einfach. Max konnte nämlich gar nicht mehr laufen. Für den kurzen Weg brauchten wir fast eine halbe Stunde. Hubert rief noch auf dem Weg in den Stall den Tierarzt, der auch sofort kam. Alle standen dann um Max herum, der apathisch in seiner Box stand. Hubert war ganz aufgeregt und Maja streichelte die ganze Zeit den armen Max. Der Tierarzt schaute nur kurz und sagte dann: Hufrehe

Dann erklärte er Hubert, dass das für viele Pferde tödlich endet und davor meistens ein langer Leidensweg steht. Man müsse jetzt mal abwarten, sich aber auch schon mit dem Gedanken beschäftigen, Max einschläfern zu lassen. Nicht nur ich war wie vom Donner gerührt! Mein bester Kumpel Max nicht mehr neben mir in der Kutsche? Nicht mehr mit ihm zusammen aufs Foto für die japanischen Wohnzimmer??? Keine Wettrennen mehr über die Weiden, bis der Boden bebt? Und wer soll mir im Sommer die Fliegen aus dem Gesicht wedeln? Ich ließ meinen Kopf hängen und war unendlich traurig...

Max bekam in den nächsten Tagen viele Medikamente und blieb in der Box. Ich zeigte mich solidarisch und wollte auch nicht hinaus. Es wurde nicht besser mit ihm, auch Fressen wollte er kaum, obwohl seine Krippe randvoll gefüllt war. Die Kutsche musste ich nun alleine ziehen, aber das machte überhaupt keinen Spaß ohne Max! Aber alle Medikamente brachten immer nur eine kurzzeitige Besserung, immer kam es zu Rückfällen.

Als es Max auch nach 4 Wochen noch nicht besser ging, hörte ich Hubert irgendwann sagen, dass er sich eine schicke Haflingerstute im Nachbardorf ansehen wolle. Vielleicht wäre sie ein guter Ersatz für Max. Ich erschrak! Ich wollte keinen Ersatz – Max war unersetzbar! Und ein Mädchen…das ging ja mal gar nicht! Immer am rumzicken und regelmäßig schlecht drauf…ach Max, bitte werde wieder gesund!!!

Und dann irgendwann kam Maja, die Tochter vom Hubert, die uns weniger zu fressen geben wollte, weil wir ihr zu dick waren und schnitt Max Mähnenhaare ab. Ich drehte mich schnell weg, nicht dass sie auf die Idee kommt, bei mir auch noch welche abzuschneiden. Sie sagte zu Max, dass sie für ihn eine Haaranalyse für Pferde durchführen lassen will. Dann würde man genau erkennen, warum er so krank geworden ist und die Ursachen behandeln. Sie muss sich genauer informiert haben, denn sie leerte Max seine Krippe, die er wieder nur halb aufgefressen hatte, und erklärte ihrem Vater, dass Max nur noch Heu zu Fressen bekommen dürfe. Und Moritz übrigens auch! Oh Gott! Ich hab‘s irgendwie geahnt…ich war doch gar nicht krank, mir ging es blendend…Aber gut, war ich eben wieder solidarisch meinem Freund gegenüber...

Ein paar Tage später kamen Maja und Hubert zusammen in den Stall und brachten ein geöffnetes Paket mit. Sie holten verschiedene Tütchen und Fläschchen hervor, machten alles auf, rochen dran und stellten alles in den Futterschrank. Maja hatte ein großes weißes Blatt dabei und schrieb etwas darauf. Dabei erklärte sie ihrem Vater, was in jedem einzelnen Tütchen drin war, was in den Fläschchen ist und dass Max das nun jeden Tag alles essen muss. Sie sagte zu ihrem Vater, dass dies die einzig richtige Pferdefütterung bei Hufrehe sei und das Futterkonzept bei Hufrehe von Frau Nehls schon ganz vielen Pferden mit Hufrehe geholfen hat.

So bekam Max nun ab sofort statt Hafer, Müsli und Brot nur noch Heu und spezielle Kräuter für Pferde. Zusätzlich gab es eine flüssige Kräutermischung, die seine Hufe wieder gesund und stark wachsen lassen soll. 

Jeden Tag kamen Maja oder Hubert zweimal und hatten die Hand voller weißer kleiner Kügelchen. Die schoben sie Max einfach unter die Zunge, damit er sie auch ganz bestimmt nicht aus dem Maul verlieren konnte. Denn die Globuli, so heißen diese Dinger, sind wirklich sehr klein…;-).

Wir alle waren gespannt, ob Max diese vielen Kräuter überhaupt fressen würde und ob sie ihm wohl helfen würden??? Anfangs war es echt etwas schwierig, er wollte seine Kräuter partout nicht fressen. Ich glaube aber, das war auch ein bisschen Protest, weil der Hafer und das Brot fehlten. 
Nach ein paar Tagen schien er sich daran zu gewöhnen und mampfte genüsslich vor sich hin. Und ganz langsam ging es ihm tatsächlich besser. Erst machte er nur ein paar Schritte über den Hof (Max durfte nicht auf die Weide wegen dem vielen Eiweiß im Gras), dann ging es immer besser. Hubert teilte uns ein Stückchen Weide ab, wo nicht mehr viel Gras drauf war und mit Max ging es steil bergauf. 

Ich erkannte meinen alten Kumpel kaum noch, so strotzte er vor Energie und Elan.
Langsam war ich ein bisschen neidisch und wollte auch Kräuter für Pferde haben. Da hat Maja wohl meine Gedanken lesen können und bei der nächsten Lieferung war tatsächlich auch für mich etwas dabei. Nehls Hafi-Kräuter und Nehls Bighorse-Kräuter. Die erste Sorte verstehe ich ja, bin schließlich ein waschechter Hafi. Aber die andere Mischung ist für zu pummelige Pferde und soll mir beim Abnehmen helfen… Ich muss schon sagen, Maja ist in dieser Hinsicht wirklich konsequent…

So, jetzt sind ein paar Monate vergangen und die Lage bei uns ist gut, um nicht zu sagen super gut!

Max ist wieder ganz der Alte, unglaublich. Selbst der Tierarzt steht vor einem Rätsel. Allerdings nicht ganz der Alte. Er ist nicht mehr so moppelig…;-) ich übrigens auch nicht. Steht uns wirklich gut und unsere Urlauber ziehen wir jetzt sogar ein bisschen flotter durch die Berge. Die Kräuter für Pferde finden wir mittlerweile total lecker und freuen uns jeden Tag drauf. Japaner, ihr könnt wieder kommen…

Verschneite Grüße aus den Bergen senden Max und Moritz

PS: den Hafer vermissen wir kein bisschen ;-)

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