Donnerstag, 29. Januar 2015

Hufrehe bei werdender Mama




Mein Name ist Suleika und ich bin eine 12-jährige Hannoveranerstute. Ich wohne mit vielen anderen Pferden in einem großen Stall, bei gutem Wetter dürfen wir tagsüber, in kleine Gruppen aufgeteilt, auf die Weide. Ich kann ziemlich gut springen, das macht mir auch richtig Spaß und mein Herrchen und ich nehmen regelmäßig an Turnieren teil. Manchmal bin ich sogar so gut, dass wir eine bunte Schleife mit nach Hause nehmen dürfen. Dann ist Herrchen besonders stolz auf mich und ich bekomme eine Extraportion Müsli mit Hafer, Brot und Äpfeln in meine Krippe.
Damit ich so gut springen kann und Herrchen nicht aus der Übung kommt, üben wir regelmäßig auf unserem Reitplatz oder in der Halle. Am Wochenende kommt dann manchmal die Frau vom Herrchen und wir machen einen gemütlichen Ritt durch die Felder und Wälder in der Umgebung.
Vor zwei Jahren passierte dann etwas ganz Spannendes! Herrchen hatte plötzlich nicht mehr so viel Zeit für mich, weil er für seinen Chef viel unterwegs war. Jetzt kümmerte sich die Frau von meinem Herrchen um mich. Wir bummelten öfters durchs Gelände und ab und an machten wir bei einer Reitstunde mit. Das war immer lustig wenn wir Springen übten. Da habe ich dann auf Frauchen aufpassen müssen, dass sie nicht von meinem Rücken fiel. Aus Gewohnheit habe ich nämlich Riesensätze über die kleinen Hindernisse gemacht. Wollte mich doch nicht blamieren vor den anderen und manchmal kann man ja auch einfach mal zeigen, was man kann!
Eines Tages im Spätsommer wurde ich dann in meinen Pferdeanhänger verladen und ich wurde auf einen anderen Hof gebracht. Und wisst ihr was….da waren ganz viele hübsche Jungs! Also ich meine so richtige Jungs. Und Herrchen und Frauchen hatten tatsächlich den Schnuckeligsten für mich ausgesucht. So begann eine neue Zeit für mich, denn ich sollte Mama werden. Aber das dauerte ja noch eine ganze Weile. Den restlichen Sommer und Herbst ritt Frauchen mich weiter und irgendwann merkte ich, dass mein Bauch etwas rundlicher wurde. Alle freuten sich und strahlten mich an, wenn sie sahen, dass mein Bauchumfang wieder etwas größer geworden war. Was mich selber aber am Meisten freute war, dass meine Futterkrippe seit Beginn meiner Schwangerschaft immer besonders gut gefüllt war. Riesengroße Portionen Müsli, Hafer und Brot warteten auf mich, naja, ich sollte wohl für zwei fressen. Was ich natürlich auch tat. 

Und dann wurde ich krank. Ich bekam Hufrehe. Es fing mitten in der Nacht an, ich hatte starke Schmerzen in meinen Vorderfüßen und das Stehen fiel mir schwer. Ich legte mich deshalb vorsichtig hin, was mit meinem runden Bauch gar nicht mehr so einfach war. Zum Glück ließen die Schmerzen etwas nach. Als wir morgens unser Frühstück bekamen, versuchte ich aufzustehen um an meine Krippe zu kommen, aber die Schmerzen waren beim Stehen besonders stark. Also ließ ich mein Frühstück ausfallen und legte mich wieder hin. Naja…und dann ging‘s erst richtig los. Die Futterfrau aus unserem Stall hatte Herrchen und Frauchen angerufen, die kamen dann ganz schnell und brachten gleich den Tierarzt mit. Das beruhigte mich etwas, denn der hatte mir bisher immer geholfen wenn mir mal was wehtat. Jetzt war aber alles anders. Wegen meinem Baby im Bauch durfte ich keine Medikamente bekommen! Herrchen und Frauchen waren verzweifelt und wussten gar nicht, was sie tun sollten. Irgendein Pülverchen ließ der Tierarzt dann aber doch da, das half aber nichts. Frauchen packte dann meine Beine und Füße ganz dick ein, das linderte meine Schmerzen etwas. Der Schmied kam und machte irgendwas an meinen Hufen. Er wechselte meine Eisen und ich bekam einen speziellen Rehe Beschlag. Das linderte die Schmerzen etwas aber richtig gehen konnte ich trotzdem nicht. Am liebsten wollte ich einfach nur liegen. Alle hatten große Angst um mich und mein Baby und wuselten dauernd um mich rum. Wenn ich lag, bekam ich meine Futterportionen in einem Eimer direkt vor die Nase gestellt aber so richtig freute ich mich da gar nicht drauf. Wenn doch nur die Schmerzen etwas nachlassen würden! 
Nach ungefähr zwei Wochen änderte sich plötzlich wieder alles. Meine Krippe blieb leer! Ich traute meinen Augen kaum als unsere Futterfrau an meiner Box vorbeiging ohne meine Krippe zu befüllen. Sie sah mich nur mitleidig an und sagte: „Tut mir leid Suleika, Anordnung von oben!“ Ich rätselte, was das wohl zu bedeuten hatte… Also knabberte ich etwas an meiner Heuportion, die etwas größer war als sonst.
Wieder ein paar Tage später kam Frauchen ganz aufgeregt in den Stall und hatte ein großes Paket dabei. Sie rief unsere Futterfrau zu sich und holte nach für nach Tüten und Flaschen aus dem Paket: Nehls Ergänzungen und dann noch einen großen Sack Nehls Pferdefutter Rehe. Sie erklärte der Futterfrau zu jedem Einzelnen Tütchen und Fläschchen ganz genau, wieviel sie mir davon zu fressen geben sollte. Aha – Futter für mich! Aber ganz anders als das was ich bisher kannte. Seit diesem Tag weiß ich, dass unser Futter einen ganz entscheiden Einfluss darauf hat, ob wir Hufrehe bekommen oder nicht. Und darauf, ob wir geheilt werden. Ich wurde geheilt, so viel möchte ich schon verraten.
Ich fraß also das, was nun zweimal täglich in meiner Krippe war, brav auf und schleckte auch die kleinen weißen Globuli weg. Meine Schmerzen wurden nach ein paar Tagen weniger. Ich war einfach nur froh und mir war egal, warum das auf einmal besser wurde aber Herrchen und Frauchen waren total aus dem Häuschen! Immer wieder guckten andere Pferdebesitzer bei mir vorbei und sahen mich manchmal an als ob ich ein Weltwunder wäre. Auch der Tierarzt und der Schmied kamen und guckten als ich nach drei Wochen putzmunter ein paar flotte Schritte über den Hof trabte. Und das sogar mit richtig dickem Bauch!
Dann schauten alle immer ganz neugierig in die Tüten und rochen an den Fläschchen. Was für ein Schauspiel! Frauchen bestellte immer neuen Nachschub für mich. Auf alle Fälle sind die Kräuter jeden Tag in meiner Krippe obwohl ich schon längst wieder gesund bin. Auch habe ich mich mittlerweile an die kleinen Portionen gewöhnt, so viel wie früher könnte ich gar nicht mehr fressen.
Im Mai kam dann meine kleine Tochter zur Welt, ging ganz problemlos und sie ist die süßeste kleine Hannoveranerin der Welt – jede Wette! Wenn ich mit ihr und den anderen Muttis und Fohlen auf der Weide spiele, merkt niemand, dass ich vor nicht allzu langer Zeit so schwer krank war! Die Kleine fängt sogar schon an, abends an meinen Kräutern zu knabbern. Die scheinen ihr zu schmecken und auf der Weide findet man sowas Gutes ja nicht. 

Viele Grüße senden Suleika und die kleine Helena.




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