Hallo,
ich
bin Jan, ein pechschwarzer Friese und möchte Euch erzählen, wie ich meine Hufrehe
besiegte. Ich wohne in Holland, direkt an der Nordsee. Mit Frauchen bin ich
viel draußen an der frischen Luft unterwegs und mindestens dreimal die Woche
üben wir auf dem Dressurplatz, oder in der Halle für Dressurshows.
Dabei zeige
ich mit meinem Kumpel Feddersen, was wir Friesen alles Tolles können.
Spanischen Schritt zum Beispiel oder auf Kommando steigen, natürlich so, dass
Frauchen nicht runterfällt…hihi. Aber da passen wir schon drauf auf. Sonst
erschrecken sich die Zuschauer immer gleich so fürchterlich…ts! Aber manchmal
muss man ja auch ein bisschen Spaß machen. Feddersen hat da einen total
witzigen Trick drauf. Er spielt manchmal „totes Pferd“. Dann lässt er sich ganz
langsam auf die Seite fallen und bleibt regungslos liegen. Damit erschreckt er
manchmal sein Frauchen. Er hält dann sogar irgendwie den Atem an, so dass es
aussieht, als würde er wirklich nicht mehr atmen. Sie kam dann immer ganz aufgelöst
zu ihm gerannt aber mittlerweile hat sie ihn durchschaut und kitzelt ihn
einfach am Ohr. Da muss er dann immer den Kopf schütteln, so kitzelig ist
er….Ich hab das mit dem „totes Pferd“ spielen auch mal probiert aber bin dafür
nicht so geeignet…dauernd musste ich mich irgendwo kratzen und mit dem Bein
zucken…
Naja,
wir sind also sehr aktiv und trainieren wirklich viel. Im Sommer tingeln wir
dann durch die nähere Umgebung und zeigen, was wir können. In Deutschland waren
wir sogar auch schon ein paarmal. Letztes Jahr im Spätsommer musste ich dann
leider längere Zeit eine Pause machen, weil Frauchen sich ein Bein gebrochen
hatte. Erst freute ich mich, als sie sagte „Jan, Du hast jetzt ein paar Wochen
Sommerferien“ aber mir wurde ziemlich schnell langweilig. Zwar war ich den
ganzen Tag auf der Wiese, aber da passierte ja auch nicht wirklich viel. Am
Anfang war das Faulenzen noch schön, aber irgendwann beneidete ich Feddersen,
wenn er zum Training abgeholt wurde. Ich stellte mich dann an den Zaun und
wieherte ihm stundenlang hinterher. Damit ich wenigstens etwas zu tun hatte lief
ich schreiend am Zaun entlang und ärgerte Spaziergänger, indem ich so tat als
wollte ich gleich über den Zaun springen…die guckten dann immer ganz
erschrocken…hehe! Feddersens Frauchen „erbarmte“ sich dann manchmal und nahm
mich mit zum Training oder ließ ihr kleines Töchterchen am Wochenende auf mir
reiten. Huih – da musste ich immer aufpassen, dass sie nicht aus dem Sattel
fiel, wenn ich meinen spanischen Schritt zeigte. Wenn Spaziergänger unterwegs
sind, zeige ich schon mal gerne von selber, was ich alles kann…sieht ja echt
irre aus, wenn Feddersen und ich in Aktion sind!
So,
jetzt aber genug geplaudert. Wollte doch eigentlich was ganz anderes erzählen.
Ich mach’s jetzt kurz. Eines Tages, während meiner „Sommerferien“ verspürte ich
plötzlich, wirklich von jetzt auf gleich, einen stechenden Schmerz in meinen
Vorderbeinen. Ich hatte keine Ahnung was das ist und legte mich erst einmal
hin. Feddersen war weg zum Training, sonst hätte ich den mal gefragt, was das
sein könnte. Die Schmerzen hörten aber auch im Liegen nicht wirklich auf. So
ein Mist! Vielleicht ein Beinbruch wie Frauchen? Blödsinn! Aber da geht einem
schon so einiges durch den Kopf. Ich wartete also auf der Seite liegend auf Feddersen
oder Frauchen oder Feddersens Frauchen. Egal, Hauptsache, es kam bald jemand! Gott
sei Dank kamen sie auch bald. Zufälligerweise alle drei auf einmal. Und wisst
ihr, was mein Frauchen zu Feddersens Frauchen sagte. „Guck mal, jetzt versucht
Jan wieder den Trick „totes Pferd“… Man, wenn die wüssten!!! Frauchen rannte
deshalb auch nicht gleich los, um nach mir zu schauen, ging ja auch nicht wegen
der Krücken, sondern plauderte erstmal mit Feddersens Frauchen – Scheiß Trick
dachte ich da nur.
Als
ich auch nach einigen Minuten nicht aufstand, kam sie dann doch etwas schneller
zu mir angehumpelt. Als sie mich zum Aufstehen bewegen wollte, stöhnte ich nur.
Es ging wirklich nicht! Dann rief sie ziemlich panisch Feddersens Frauchen und
gestikulierte ganz wild. Und dann rief Frauchen den Tierarzt an. Ich muss jetzt
eins dazu sagen. Ich hasse Tierärzte. Deshalb vermeidet Frauchen es so gut wie
es eben geht den Tierarzt zu rufen. Aber heute war ich echt froh, dass er kam,
denn die Schmerzen wurden immer schlimmer. Ich schaffte es grade so, zu
Feddersen und unseren Futtertrögen in den Unterstand zu humpeln, dann musste
ich mich wieder hinlegen. Der Tierarzt gab mir sofort eine Spritze,
normalerweise traut er sich das gar nicht, denn ich gucke ihn immer mit ganz
bösen Augen unter meinem langen schwarzen Schopf an. Aber heute war ich ihm
fast dankbar, denn die Schmerzen ließen tatsächlich etwas nach. Dann mixte
Frauchen mir noch ein bitteres Pulver in mein Futter und hielt es mir unter die
Nase. Ich hatte aber überhaupt keinen Appetit und ließ alles stehen. So ging
das mehrere Tage. Der Tierarzt kam regelmäßig, irgendwann kam auch der Schmied
und änderte was an meinen Eisen und mir ging es mal so mal so. Frauchens Bein
war mittlerweile wieder ok und wir hätten endlich wieder mit dem Training
anfangen können und nun ging‘s bei mir nicht…wirklich zu blöd!
Der
Tierarzt wusste sich auch irgendwann keinen Rat mehr und verordnete ganz viel
Geduld. Aber Frauchen wollte mich nicht länger leiden sehen und fragte überall
um Rat. Sogar eine alte Kräuterfrau, die in einem kleinen Häuschen direkt
hinterm Deich wohnt. Auf alle Fälle kam Frauchen kurz danach mit einem Körbchen
voller frischer Kräuter an. Hmmm, das duftete ja ganz gut, aber essen??? So
viel??? Ich zupfte mal hier, mal da und als Frauchen weg war, überließ ich
Feddersen den Platz an meiner Krippe. Mir war das definitiv viel Zuviel des
Guten! So ging das ein paar Tage, bis Frauchen mich durchschaut hatte.
Irgendwann kam sie nämlich noch einmal kurz zu uns zurück und sah deshalb, wie
sich Feddersen über meine Kräuter hermachte, die er mit Appetit verschlang.
Nicht, dass sie ihm das nicht gönnte, aber schließlich sollte ich ja gesund
werden. So ging es also nicht weiter. Ab diesem Tag gab es also keine frischen
Kräuter mehr von der „Kräuterhexe“. Stattdessen kam Frauchen ein paar Tage
später mit einem neuen Futtereimer an, aus dem es ganz anders als sonst roch.
Sie leerte alles in meine Krippe und blieb neben mir stehen. Ich war
misstrauisch und durchwühlte mein Futter mit der Nase, irgendwo mussten sie
doch versteckt sein – aber es waren keine frischen Kräuter da, nicht mal
getrocknete Schnipsel fand ich, obwohl es nach Kräutern duftete. Was war denn
das für ein Trick??? Alles andere war wie sonst auch. Ich probierte vorsichtig und
es war ok. Ein bisschen Kräutergeschmack lasse ich mir ja gefallen aber davor
die Aktion mit dem Riesenhaufen frischen Zeugs ging gar nicht. Ich fraß also
brav alles auf und Feddersen guckte schon gierig zu mir herüber aber heute
hatte er Pech – meine Krippe war sauber leergefressen! Ich gewöhnte mich an den
leichten Kräutergeschmack und fand es nach ein paar Tagen sogar richtig lecker.
Ich wartete schon immer ganz ungeduldig auf Frauchen und meinen Futtereimer.
Und dann entdeckte ich eines Tages ihr „kleines Geheimnis“. Der Kräuterduft kam
aus kleinen braunen Flaschen. Was sich
die Menschen doch alles einfallen lassen, um uns zu überlisten…ts ts ts. Manche
von diesen Zweibeinern sind echt erfinderisch! Und nun das Beste zum Schluss!
Ich bin wieder gesund und ich schwöre bei allem, was ich habe, dass das durch
diese flüssigen Kräuter für Pferde so gekommen ist! Anders kann sich das
niemand erklären. Selbst der blöde Tierarzt stand letztens staunend vor mir. Am
liebsten hätte ich ihn wie sonst auch immer mal, angerempelt. Ich tue dann
immer so, als würde ich ihn gar nicht sehen und schubse ihn zur Seite. Aber
heute stand ich stolz wie Oskar vor ihm und hätte ihm fast noch ein paar
Kunststücke gezeigt, die ich jetzt wieder machen kann, ohne dass es weh tut!
Aber ich war an diesem Tag einfach mal ein braver Jan und ließ mich
bewundern….;-)
Schöne
Grüße aus Holland!!!
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